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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 225

1911 - Erfurt : Keyser
— 225 on fohle ganz barsch: „Foi Däibel, Hai abber das Deng a schlachten Hosten!" Dr. Ollo Kürsteu. 83. Der Strci^enkcimpf in Erfurt. 24. Rovember 1848. Vor dem Ausstand: Zu derselben Zeit, zu welcher in Ber- lin 1848 die Revolution ausbrach, begannen auch in Ersurt die Unruhen. Die Stadl war als sester Platz Mitteldeutschlands und Mittelpunkt der Thüringer Kleinstaaten zum Vorort der allgemeinen deutschen Revolution besonders geeignet. Von Ersurt aus konnten leicht alle Thüringer Staaten zu einer Republik ausgerufen werden. Darum gehörte damals das sonst so sriedliche Thüringen zu den Ländern, in welchen das aufrührerische Treiben mit am lautesten tobte. Von einem Ende zum andern, von der Werra bis zur Saale, ertönte von Stadt zu Stadt, von Dors zu Dorf auf Volksversammlungen der Ruf: „Republik", da freche Wortführer den Aufruhr predigten. In Erfurt selbst war es nur eine kleine, von gesetzlosen Ausrührern geleitete Partei, welche die unteren Klassen der Bevölkerung gegen die besseren Schichten aushetzte, in ihnen das Vertrauen gegen die Behörden untergrub und Beamte und ^oldcittit als Feinde der Freiheit und Gegner der Bürger hinstellte. Die meisten, dem wohlhabenden Bürgerstande angehörenden Bewohner waren jedem gewaltsamen Umsturz der Ordnung seind, sie liebten die Ruhe und Bequemlichkeit. Durch die Schonung aber, mit welcher man von oben dem stechen Treiben der Umstürzler zusab, wurden diese von Tag zu Tag dreister. Die ersten Tumulte: Am 14. März erfolgte der erste Ausbruch der Volksleideuschast. Ihm folgten weitere Tumulte am 1. Mai und 3. und 4. Juni. Um diesen Ausständen gewachsen zu sein, hatten die gemäßigten Bürger mit Ermächtigung der Regierung einen Schutzverein oder eine Schutzwebr gegründet. Da sie mit starken Stöcken bewaffnet war, führte sie den Namen „Knüppelgarde". Sie wurde nach dem Beispiel von Berlin und andern großen Städten später in eine bewaffnete Bürgerwehr umgewandelt. Jeder Bürgerwehrmann trug eine weiße Binde mit dem Stadtwappen am Arm und hatte sich verpflichtet, sein Gewehr nur nach Vorschrift des Hauptmannes zu gebrauchen. Anfangs tat auch die Bürgerwehr ihre Schuldigkeit, bald aber hielt sie es immer mehr mit dem niederen Volke. Kein Wunder also, daß unter dem Schutze einer solchen Bürgerwehr die Besitzlosen eine immer trotzigere Haltung gegen die höheren Stände und gegen das Militär annahmen. Es kam zuletzt soweit, daß Höherstehende abends nur noch mit Stockdegen und eisernen Stäben bewaffnet auszugehen wagten. 15

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 213

1902 - Karlsruhe : Lang
— 213 — Orden aufgehoben und der Abel gänzlich abgeschafft werden. Die neue Verfassung vom 30. September 1791 bestimmte, daß die gesetzgebende Gewalt von einer Versammlung von 700 Abgeordneten des französischen Volkes ausgeübt werden solle: der König behielt die vollziehende Gewalt und konnte gegen die Beschlüsse der gesetzgebenden Versammlung Einsprache erheben. Zur Ausübung der richterlichen Gewalt wurden Schwurgerichte eingesetzt. Am 30. September 1791 löste sich die konstituierende Nationalversammlung auf. Die französischen Prinzen und viele Adelige hatten seit 1790 Frankreich verlassen und sich in deutschen Grenzorten, besonders in Koblenz, gesammelt und warteten die Gelegenheit ab, durch einen bewaffneten Einfall in Frankreich die unbeschränkte Königsgewalt wiederherzustellen. Sie schickten Gesandte an den europäischen Höfen umher,„ um die Fürsten zum Kriege gegen Frankreich zu bewegen. Österreich und Preußen setzten sich in Kriegsbereitschaft. Die französische Regierung verlangte Abrüstung und Entfernung der Emigranten (ausgewanderten Adeligen) von den Grenzen. Auf die Weigerung bes.kaisers wurde von Frankreich der Krieg erklärt. Ein ans Österreichern und Preußen bestehendes Heer von 90000 Mann rückte (1792) in die Champagne ein. Der Oberfeldherr desselben, Herzog Ferdinand von Braunschweig, erließ beim Einmarsch eine Kundgebung voll prahlerischer Drohungen gegen die Franzosen. Dies hatte die Wirkung, daß die Erbitterung gegen den König, den Adel und die Geistlichkeit sich steigerte. Die gesetzgebende Nationalversammlung, welche seit 1. Oktober 1/91 zusammengetreten war, war in mehrere Parteien geteilt; die stärkste derselben war die ans Jakobinern bestehende Bergpartei,*) die von blutgierigen Scheusalen wie Marat, Danton, Robespierre angeführt wurde und auf die Abschaffung der Königsherrschaft und Einführung der Republik hinarbeitete. Auf die Nachricht vom Vorrücken des Herzogs von Braunschweig erklärte die Nationalversammlung, „daß das Vaterland in Gefahr sei", und die Bergpartei verlangte Maßregeln gegeu die Verräter, d. H. gegen alle, die vom Umstürze des Königtums nichts wissen wollten. Infolgedessen wurde der König mit seiner Familie in einem altert Tempelherrnschlosse zu Paris in Gefangenschaft gehalten und die in Paris befindlichen Geistlichen, Adeligen und sonst vornehmen -eute als Verdächtige eingekerkert. Die Nationalversammlung beschloß, sich auszulösen, und beries ans den 20. September eine neue Versammlung, den Nationalkonvent, welcher über die Regieruugssorm Frankreichs entscheiden sollte. Der Pariser „ *)J3° genannt, weit ihre Mitglieder ans den obersten Sitzen der linken »eite ihre Plätze hatten.

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 212

1902 - Karlsruhe : Lang
___ 212 ________ last, nicht abhelfen und mußte zuletzt mit seinem Leben büßen, was seine beiden Vorgänger gefehlt hatten. König Ludwig X\ I. versuchte vergeblich von den bevorzugten Ständen — Adel und Geistlichkeit — Verzicht auf ihre Steuerfreiheit zu erlangen. Darum wurde eine Versammlung der Stünde des Reiches einberufen und am 5. Mai 1789 zu Versailles eröffnet. Tie Versammlung bestand aus 300 Abgeordneten des Adels, 300 der Geistlichkeit und 600 des Bürgerstandes. Tie Abgeordneten des Bürgerstandes verlangten, daß die Beratungen gemeinsam sein und die Abstimmungen nicht nach Ständen, sondern nach Kopsen erfolgen sollten.*) Als dies abgeschlagen wurde, trennte sich der Bürgerstand, oder wie er auch genannt wurde, der dritte Stand, von der Versammlung. Am 17. Juni 1789 erklärten sich die Vertreter des dritten Standes als konstituierende Nationalversammlung und legten den Schwur ab, daß sie beisammen bleiben wollten, bis Frankreich eine bessere Verfassung erhalten habe. Ihnen schloß sich ein großer Teil der Abgeordneten des Adels und der Geistlichkeit an. / Ganz Frankreich geriet hierdurch in eine ungeheure Aufregung. In der Hauptstadt Paris gab es Zusammenrottungen des Pöbels, und die Angehörigen der höheren Stände wurden an Eigentum und Leben bedroht Am 14. Juli 1789 wurde die Bastille,**) ein festes Schloß in Paris, das als Staatsgefängnis diente, von der Pariser Bevölkerung erstürmt und nach Niedermetzelung der Besatzung dein Erdboden gleich gemacht. In der Nacht vom 3. auf den 4. August 1789 beschloß die Nationalversammlung, daß alle Vorrechte des Adels, der Geistlichkeit, ferner, daß alle Zehnten und Frohnden abgeschafft seien, und erließ die „Erklärung der Rechte des Menschen und Bürgers", welche die Grundsätze für eiue neue Verfassung des französischen Reiches enthielt. Weiterhin wurde angeordnet, Frankreich solle in 83 Regierungsbezirke (Departements) eingeteilt,***) die geistlichen Güter zugunsten der Staatskasse eingezogen, alle geistlichen *)_ Durch die Abstimmung nach Köpfen stand der Bürgerstand mit 600 Stimmen gegen 600 Stimmen der bevorzugten Stände, konnte also in vielen Fragen ans die Mehrheit rechnen, da es unter dem Adel und der Geistlichkeit nicht wenige gab, welche die nämlichen Ansichten hatten wie der dritte L-tand: bei der Abstimmung nach Ständen hätten im ersten und zweiten Stande die Anhänger der Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit die Oberhand gehabt, und der dritte Stand wäre mit einer Stimme den zwei Stimmen der bevorrechteten Stände gegenüber gestanden. **) Lndmig Xv. stellte mit seiner Unterschrift versehene Haftbefehle, in denen der Platz für den Namen des zu Verhaftenden freigelassen war, seinen Günstlingen zur Verfügung, die damit jeden ihnen Mißliebigen anf kürzere oder längere Zeit in die Bastille stecken lassen konnten. ***) Bis dahin war Frankreich in Provinzen eingeteilt, deren jede ihre eigenen Rechte und Gesetzbücher hatte.

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 216

1902 - Karlsruhe : Lang
— 216 — und Blumensträuße in der Hand. Sie bildeten die Spitze des Festzuges, an dem Beamte und Bürger, die verschiedenen Vereine zu Pferd und zu Fuß teilnahmen. Langsam, begleitet von einer großen Volksmenge, bewegte sich der Zug — die Göttin der Vernunft, dargestellt durch ein Colmarer Mädchen in der Mitte — dem Vernnnsttempel zu. Kaum hatte aber die Festzeremonie begonnen, da.ergriff die Flamme, die oben aus dem Berge loderte, das Gestell. Auch die grünen Tücher wurden von dem Feuer ersaßt, welche die Seiten des Berges bedeckten. Nur mit Mühe konnte es gelöscht werden. Als die Musik verrauscht war, ertönte ein französischer Lobgesang aus die Freiheit. Darauf feierte ein Redner die Vernunft. Er forderte namentlich die Abschaffung des bisherigen religiösen Aberglaubens. Noch zwei Männer und mich ein Mädchen hielten Reden. Zum Schluffe saugen Jungfrauen am Fuße des Berges ein vom Dichter Pfeffel gedichtetes Lied zum Lobe der Vernunft. Abends fanden verschiedene Tanzbelustigungen statt. Alle Welt beteiligte sich daran; viele taten es gewiß nur mit innerem Widerstreben. Aber sie wollten durch ihr Fernbleiben nicht in Verdacht geraten. Denn eine Anzeige hätte sofortige Einkerkerung zur Folge gehabt. Wie in Colmar, verlief diese lächerliche Feier auch in anderen elsässischen Städten. Die beiden Gewalthaber Robespierre und Danton wurden uneinig, und letzterer wurde guillotiniert aus Betreiben Robes-pierres, der drei Monate darnach durch die Jakobiner gleichfalls aufs Schaffot gebracht wurde. Die gemäßigten Republikaner gewannen nun allmählich die Oberhand; der Jakobinerklub wurde aufgelöst, und (am 23. September) 1795 erhielt Frankreich eine neue Verfassung*). Fünf Direktoren mit den Vertretern des Volkes, nämlich dem Rate der Alten und dem Rate der Fünfhundert, sollten die Regierungsgeschäfte besorgen. Ungeachtet der fortwährenden Unruhen in Paris hatte der Konvent Sorge dafür getragen, daß der Krieg gegen die äußeren Feinde mit allem Nachdrucke geführt wurde. Nach der Hinrichtung des Königs hatten England, Holland, Sardinien und Spanien sich dem Bunde von Österreich und Preußen angeschlossen. Die Franzosen kämpften überall siegreich und eroberten das deutsche Gebiet auf dem linken Rheinufer, sowie Holland, aus dem die Batavische Republik gemacht wurde. Nachdem Preußen und Spanien (1795) zu Basel Frieden mit der französischen *) Tie dritte; die zweite, welche der Konvent im Jahre 1793 zustande gebracht hatte, war nicht in Wirksamkeit getreten.

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 220

1902 - Karlsruhe : Lang
und Umwälzungen, von liegen und Erfolgen, die Gesinnung bei französischen Nation satten andern müssen. Die Franzosen waren mit ihrem neuen Könige Ludwig Xviii.*) bald unzufrieden. Darauf bauten die Anhänger Napoleons. Sie bereiteten in aller Stille feine Rückkehr vor, und als er am 1. März 1815 mit wenig Mannschaft zu Cannes gelandet war, gingen die gegen ihn geschickten Truppen freudig zu ihm über, und er zog am 20. März triumphierend in Paris ein. Er machte umfassende Kriegsrüstungen und versprach den Franzosen eine freie Verfassung. Aber feine Herrschaft dauerte nur hundert Tage. Die Niederlage bei Waterloo machte ihr ein Ende. Napoleon kehrte nach Paris zurück, wurde aber am 28. Juni von der Volksvertretung gezwungen, abermals abzudanken. Er ging nach la Nochelle, um sich nach Amerika einzuschiffen; da aber die Engländer die Küste bewachten, ergab er sich ihnen und wurde auf ein englisches Schiff gebracht. Die Engländer führten ihn als Staatsgefangenen ans die einsame Felfeninfel St. Helena im Atlantischen Ozean, wo er am 5. Mai 1821 starb. Tie zum zweitenmal zurückgekehrten Bourbonen konnten sich gleichwohl nicht auf dem Throne Frankreichs halten. Ludwigs X\ Iii. Bruder und Nachfolger, Karl X., erbitterte durch fein streben nach unbeschränkter Macht die Franzosen so sehr, daß Ende Juli 1830 ein Aufstand, die Julirevolution, ausbrach, durch welchen Karl X. verjagt und fein Vetter, Herzog Ludwig Philipp von Orleans, als König der Franzosen auf den Thron erhoben wurde. Obwohl Ludwig Philipp feine Regierung nach freisinnigen Grundsätzen führte, brachten es die republikanisch gesinnten Parteimänner doch dahin, daß am 24. Februar 1848 ein Aufstand losbrach, Ludwig Philipp verjagt, des Thrones entsetzt und ant 4. Mai die Republik ausgerufen wurde. Zum Präsidenten der Republik wurde Ludwig Napoleon, der Neffe Napoleons I., erwählt. Am 2. Dezember 1851 sprengte Ludwig Napoleon die republikanisch gesinnte Nationalversammlung, fetzte die eifrigsten Republikaner erst gefangen, verbannte sie dann aus Frankreich und machte sich, gestützt auf eine allgemeine Volksabstimmung, am 2. Dezember 1852 zum erblichen Kaiser der Franzosen. Kaiser Napoleon Iii.**) strebte mit Erfolg darnach, Frankreich einen bedeutenden Einfluß auf die Geschicke Europas zu sichern. Zugunsten der Türkei führte er im Bunde mit England von 1853 bis 1856 Krieg mit Rußland und zugunsten Sardiniens und der italienischen Revolutionspartei 1859 mit *) Bruder Ludwigs Xvi.; Ludwig Xvii. war als Prinz gestorben. (Vergl. S. 214.) **) Napoleon Ii., der König von Rom, starb 1832.

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 211

1902 - Karlsruhe : Lang
— 211 — Ttfctner mit so glücklichem Erfolge für ihre Freiheit, daß England in dem Frieden von Versailles (1783) die Unabhängigkeit der nordamerikanischen Kolonien anerkennen mußte. Nun vereinigten sich die Kolonien, 13 Provinzen, zu einem Bunde von Freistaaten, dem sie den Namen der „Vereinigten Staaten von Nordamerika" gaben. Der heldenmütige Washington wurde zum ersten Präsidenten der Regierung ernannt und erwarb sich durch weise und kräftige Führung seines Amtes „den Dank seiner Mitbürger und den Beisall der ganzen Welt". Der Freistaat wuchs durch Beitritt und Gründung ueuer Staaten, so daß sein Gebiet sich in unserer Zeit von dem Atlantischen Ozean bis zum Stillen Weltmeer und vom nördlichen Eismeer bis zum Meerbusen von Mexiko erstreckt. Xi. Z)ie franmsche Mevolution 1. Die Republik. Durch die Kriege Ludwigs Xiv. und durch die Verschwendung Ludwigs Xv. war dem französischen Staate eine ungeheure Schuldenlast aufgeladen worden. Bürger und Bauern wurden durch unerschwingliche Steuern hart gedrückt, während der Adel und die hohe Geistlichkeit steuerfrei waren. Vom Hofe Ludwigs Xv. war eine tiefgehende Sittenverderbnis in alle Stände verbreitet worden; mit den guten Sitten schwand die Ehrfurcht vor allem Heiligen und Ehrwürdigen, und Religion und Sittlichkeit wurden von vielen Schriftstellern auss frechste verhöhnt. König Ludwig Xv. machte von seiner unbeschränkten Gewalt einen schlechten Gebrauch; statt über Recht und Gerechtigkeit und das Wohl seiner Untertanen zu wachen, überließ er die Regierung dem Belieben schlechter Weiber und eigennütziger Höflinge. Dies hatte zur Folge, daß die Achtung vor der Königswürde mehr und mehr verloren ging. Der Freiheitskampf der englischen Kolonien in Nordamerika, sowie die Gründung der Republik der Vereinigten Staaten trug viel dazu bei, die Franzosen für die republikanische Staatssorm zu begeistern. In Paris bildete sich ein Verein (Klub) von republikanisch gesinnten Männern, der später (1790) seine Zusammenkünfte in der ehemaligen Jakobinerkirche hielt und daher Jakobinerklub genannt wurde. Nach und nach bildeten sich in säst allen Städten Frankreichs ähnliche Vereine, die von dem Pariser Klub abhängig waren. Auf diese Weise gewannen die Pariser Jakobiner in ganz Frankreich über 400000 Anhänger, die ihnen zur ' Ausführung der republikanischen Bestrebungen behilflich waren. König Ludwig Xvi. war ein wohlwollender, sittenreiner und rechtlicher Mann; allein er konnte den vorhandenen Übelständen, besonders der immer wachsenden Schulden- 14*

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 113

1902 - Karlsruhe : Lang
— 113 — 3. Der Anfang vom Ende. Im Jahre 1789 forderte die französische Nationalversammlung, daß die Verfassung des französischen Königreiches geändert werde. Die Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit sollten abgestellt, die Macht des Königs eingeschränkt werden und die Vertreter des Volkes in der Nationalversammlung Anteil an der Gesetzgebung und Regierung erhalten. König Ludwig Xvi. gab hiezu seine Zustimmung; ein Teil der Volksvertreter jedoch verlangte, daß die Königsherrschaft abgetan nud Frankreich in eine Republik verwandelt werde. Die Anhänger der Republik bewirkten, daß in Paris und ändern großen Städten Frankreichs Ausstände losbrachen, durch welche die Adeligen und andere Freunde des Königs an Freiheit und Leben bedroht wurden. Viele Adelige entflohen darum nach Deutschland; auch der König wollte fliehen, wurde jedoch auf der Flucht angehalten, nach Paris zurückgebracht und fortan wie ein Gefangener behandelt. Die Anhänger der Republik zwangen den König, an den deutschen Kaiser Franz Ii., als einen Feind Frank- Schiller, reich*, 1<92 den Krieg zu erklären. Mit dem Kaiser hatte sich für den Fall eines Krieges gegen Frankreich der König Friedrich ünlijelnt Ii. von Preußen verbunden. Die preußischen Truppen rückten in Lothringen und in die Champagne ein, die Österreicher deckten den Lberrhein und bedrohten von den Niederlanden aus die Nordgrenze Frankreichs. Allein es fehlte an einem gehörigen Zusammenwirken der verbündeten Heere, und darunt mußte der Feldzug einen ungünstigen Verlauf nehmen. -L er König von Preußen trat von dem Bündnisse mit dem Kaiser zurück und schloß (1793) zu Basel Frieden mit den Franzosen, ^cr Kaiser Franz Ii. führte den Krieg gegen die Franzosen fort, welche (1793) ihren König und ihre Königin, die Tante m Kaisers, hingerichtet und Frankreich in eine Republik verwandelt hatten, allein im ganzen so unglücklich, daß er 1797 den nachteiligen Frieden von Campo Forntio schließen mußte, ui dem Österreich zu Gunsten Frankreichs aus Belgien und die Lombardei verzichtete. Im Jahre 1799 begann Kaiser Franz 11. im Bündnisse mit (England, Rußland und der Türkei neuerdings den Krieg gegen Frankreich. Erzherzog Karl von Österreich besiegte 1799 die Franzosen bei ^tockach, und der russische Feldherr Suwarow Berger-Stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. o

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 215

1902 - Karlsruhe : Lang
— 215 Alles, was vom alten Frankreich noch übrig war, sollte vernichtet werden. Die alte Zeitrechnung wurde aufgehoben und eine neue begonnen mit dem 21. September 1792, als dem ersten Jahre der „einen ungeteilten Republik"; an die Stelle des christlichen Kalenders trat der republikanische, iu dem die einzelnen Tage nach Ackergeräten, Haustieren und Nutzpflanzen bezeichnet waren; die Kinder wurden mit römischen, griechischen, persischen Vornamen (Brutus, Aristides, Sadi) benannt. Die alten Münzen, Maße, Gewichte wurden durch ueue — in der Tat bessere — ersetzt. Die Kirchen wurden verwüstet und geschändet, endlich aus Betreiben des Pariser Gemeinderates die christliche Religion abgeschafft, der Gottesdienst untersagt und an die Stelle der Gottesverehrung die lächerliche Fratze einer Verehrung der Vernunft gesetzt. Das verderbliche Beispiel der Pariser, der Vernunft einen Tempel zu bauen, wirkte auch in anderen Städten des damaligen Frankreich nach. Mit großer Feierlichkeit wurde im November 1793 das Münster in Straßburg zum Vernunfttempel eingeweiht. Auch iu Colmar führte man die Verehrung der Göttin Vernunft ein. Die Feier fand da am Nikolaustage desselben Jahres in nachstehender Weise statt. Schon vier Wochen vorher richtete man die Martinskirche für die Festfeier her. Der Hauptaltar: die vier Seitenaltäre und die Kanzel wurden niedergerissen und in Stücke zerbrochen. Die großen Taussteine, die Weihwasserbecken, die Kirchenstühle und Bänke wurden fortgefchafft. Über dem Haupteingang der Kirche brachte man eine große, schwarze Tafel an, auf der mit goldenen Buchstaben geschrieben stand: „Temple de la raison. Tempel der Vernunft." Im Innern der Kirche hatte man an Stelle des weggeräumten Hochaltars ein hohes Gerüst ausgeschlagen, das einen Berg vorstellen sollte. Cben ans dem Gipfel loderte ein helles Fener. Das sollte den Verstand, der Berg das Erhabene der neuen Republik darstellen. Am Abhang des Berges standen die ans Holz gemalten Figuren der Freiheit und Gleichheit, der Tapserkeit und Industrie. Um den Tempel weiter auszuschmücken, flochten die Frauen Colmars Kränze ans Blumen. Unter solchen Vorbereitungen kam der Festtag heran. Hundert, nach anderen Angaben sogar fünfhundert junge Mädchen schmückten sich mit weißen Kleidern, trugen grüne Kronen auf dem Kopfe Sitten widersprach, benutzten feine Gegner und brachten ihn ans die Anklagebank. Vier Stunden lang wurde er ein der Guillotine aus dem Kleberplatze ausgestellt und vom Volke verhöhnt. Dann wurde» er nach Paris abgeführt. Monate lang schmachtete er im Kerker und büßte, nicht ganz 88 Jahre alt, am 1. April 1794 aus dem Schaffet feine schweren Verbrechen.

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 214

1902 - Karlsruhe : Lang
— 214 — Gemeinderat, gleichfalls aus Jakobinern bestehend, teilte unter dem Pariser Gassenpöbel Waffen aus, und die Jakobiner trafen Veranstaltung, daß aus ganz Frankreich Scharen von entlassenen Zuchthäuslern und anderem verworfenem Gesindel nach Paris kamen. Die königlichen Truppen und die Freiwilligen, die sich zum Heerdienste meldeten, wurden an die Grenze geschickt. Hierdurch kamen die Jakobiner in den Besitz der Gewalt zu Paris und unterdrückten mit ihren Pöbelrotten nicht nur die Anhänger der Königsregierung, sondern auch alle Freunde einer gesetzlichen Freiheit. Auf Veranlassung Dantons wurden in den Tagen vom 2. bis 6. September 1792 vom bewaffneten Pöbel die Gefängnisse erbrochen und gegen 4000 gefangene „Aristokraten" auf fcheußliche Art niedergemetzelt. Am 21. September 1792 beschloß der Nationalkonvent die Abschaffung der Königsregierung und die Einführung der Republik, der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit der Menschen. Frankreich wurde nunmehr durch zwei Ausschüsse des Konvents regiert, den Sicherheitsausschuß und den Wohlfahrtsausschuß. Tatsächlich waren die beiden Häupter des Jakobinerklubs, Danton und Robespierre, die unbeschränkten Gebieter. Der König wurde' vom Konvent als Verräter der Republik zum Tode verurteilt und am 21. Januar 1793 enthauptet. Dasselbe Schicksal hatte ein halbes Jahr später seine Gemahlin Maria Antoinette, die Schwester des Kaisers Joseph Ii. Der Sohn des Königs wurde einem Schuhflicker in die Lehre gegeben und von diesem zu Tode gequält. Um alle Feinde der „einen und ungeteilten Republik" zu vernichten, wurde ein Revolutionstribunal eingesetzt, ein Gerichtshof, der auf die elendesten Angebereien hin mit Verletzung aller Rechtsformen Todesurteile aussprach. Durch ganz Frankreich wurden in jener „Zeit des Schreckens" viele Tausende von rechtlichen Menschen, Männer und Frauen, mittels der Guillotine*) enthauptet oder massenweise erschossen, erschlagen, ertränkt.**) *) Hinrichtungsmaschine mit einem herabfallenden Beile, Fallbeil. **) Einer der berüchtigtsten Schreckensmänner war in dieser Zeit Eulogius Schneider zu Straßburg. Er war der Sohn schlichter Ackersleute aus dem Bistum Würzburg, trat nach feinen Studien zu Würzburg in das dortige Franziskanerkloster, verließ den Orden, wurde Hofprediger des Herzogs von Württemberg, dann Professor an der Universität in Bonn, kam 1791 in das Elsaß, übernahm das Pfarramt in Tossenheim und Oberbronn (im Unter-Elsaß) und wurde dann Generalvikar des revolutionärgesinnten Bischofs Beendet in Straßburg. Als wütender Jakobiner erhielt er die Stelle eines „öffentlichen Anklägers" beim Revolutionstribunal. Als solcher reifte er mit seiner Guillotiue im Unter-Elsaß umher und ließ im ganzen 31 Personen hinrichten. Das Ober-Elsaß verwehrte ihm den Eintritt. Eine Zeitlang schlug er seinen Sitz in Barr auf. Hier verheiratete er sich und zog an der Seite seiner jungen Frau in einem mit sechs Pferden bespannten Wagen nach Straß-burg. Diesen großartigen Einzug, der der Einfachheit republikanischer

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 264

1902 - Karlsruhe : Lang
— 264 — Um; Ganz beendigt wurde es erst um das Jahr 1500; die beiden Türme sind nicht ausgebaut worden. Während man das Straßburger Münster in der französischen Revolution mit einer Jakobiner - Mütze schmückte,schrieben die gottlosen Schreckensmänner den Metzer Dom öffentlich zur Verpachtung aus und schlugen die Worte an: Cathedrale de Metz ä louer. Seit dem Jahre 1873, unter deutscher Herrschaft, ist schon manches für das prächtige Gotteshaus getan worden; auch ein Unglück dürfen wir aus der Zeit nicht vergessen, den Dachbrand des Domes bei Anwesenheit Kaiser Wilhelms I. im Mai 1877. Das Straßburger Münster.
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